So vielschichtig wie BDSM selbst ist, so vielschichtig ist auch Dominanz – denn jeder (er)lebt sie anders. Deswegen möchte ich diesen Eintrag genau diesem Thema widmen, denn ich denke, den Wenigsten ist bewusst, was Dominanz für mich wirklich bedeutet. Und das wiederum könnte auch so einiges über mich persönlich verraten (vor allem, wenn man zwischen den Zeilen liest *fg*) und dir aber auch ebenso mehr Klarheit darüber verschaffen, warum meine Vorgehensweise so speziell und anders ist…
Aber beginnen wir doch erst einmal bei den Wurzeln, bei meinen zuckersüßen Anfängen und wie sich meine Dominanz über die Jahre hinweg entwickelt hat.
Grins, ich werde nie vergessen, als ich meine Dominanz das erste Mal so richtig heftig spüren und ein klein wenig auskosten konnte. Es war auf Abschlussfahrt. Einer meiner Mitschüler sagte auf der Hinfahrt nach Italien, dass er seinen Rasierer vergessen habe. Ich weiß noch, wie in diesem Moment mein ganzer Körper anfing zu kribbeln, weil ich mir schon ausmalte, wie ich ihm “helfen” könnte – auch wenn ich es in diesem Moment gar nicht so richtig verstand, dass es mich so schlagartig überkam.
Und so machte ich ihm bei Ankunft ein ganz besonderes Angebot: “Du kannst einen meiner Einwegrasierer haben. Im Gegenzug möchte ich dafür aber auch etwas haben.” Da er mega verzweifelt war und unsere Unterkunft auch recht weit von Einkaufsmöglichkeiten entfernt war, hatte er so gut wie keine Wahl. Und dazu kam, dass er eigentlich richtig schüchtern war und so schon unfassbare Probleme hatte, überhaupt ein Wort mit mir zu wechseln. Also fragte er ganz vorsichtig, was ich haben möchte.
Ich kann kaum beschreiben, wie elektrisiert ich alleine davon war. Ihn dabei zu beobachten, wie er all seinen Mut zusammen genommen hatte, um mir zu antworten, machte bereits unfassbar viel mit mir. Ich wusste, dass er keine Wahl hatte. Vor allem spürte ich, dass er an diesem Punkt nicht nein sagen würde – egal, was ich verlangen würde. Ich sah es in seinen Augen. Es war, als würde eine unbeschreibliche Magie in der Luft liegen.
Meine Dominanz war so intensiv spürbar wie nie zuvor und diese Momente fühlten sich an, als hätte ich etwas in mir entfesselt – und ebenso in ihm. Auch wenn wir das beide gar nicht realisierten, weil sich all diese Momente fast schon unwirklich anfühlten, so intensiv waren sie!
Und ich wollte mehr!
Ich wollte, dass es niemals endet… 🔥
Als ich ihm sagte, was ich will, wurde das Ganze noch mal viel heftiger. Ich sah es in seinen Augen, wie es in ihm arbeitete. Wie er versuchte, das Ganze irgendwie logisch zu erfassen und zu analysieren. Er war einer der Klügsten in unserer Klasse, der absolute 1er Schüler, aber in diesem Moment setzte alles bei ihm aus. Obwohl mein Wunsch im Vergleich zu heute fast schon harmlos war…
Ich verlangte als Gegenleistung, dass er mir meine Beine rasieren soll. Und mir war selber in diesem Moment gar nicht bewusst, wie intensiv die Nummer noch werden würde und dass ich instinktiv genau den richtigen Wunsch ausgesprochen habe. Denn so wichtig war mir die Gegenleistung eigentlich gar nicht.
Wir verabredeten uns für denselben Nachmittag und ich ging erstmal auf mein Zimmer, um meinen Koffer auszupacken. Meine Freundinnen hatten keine Ahnung, was abging und ich konnte es ihnen auch nicht erzählen. Ich wusste, dass sie es nicht verstehen würden… Umso mehr verschwand ich in meiner Innenwelt, malte mir aus, was passieren könnte – nur um kurze Zeit später zu erfahren, dass es ganz anders kommen würde…
Schon der Weg zum vereinbarten Treffpunkt war intensiv. Meine Gefühle fuhren Achterbahn, meine Gedanken gingen in alle Richtungen. Und als ich ihn sah, loderte in mir ein so extremer Feuersturm, der kaum zu kontrollieren war. Ich konnte es kaum erwarten, weiter zu gehen – noch mehr von alldem zu fühlen, was ich zuvor schon spüren durfte. Pure Dominanz. Nur war mir das zu diesem Zeitpunkt nicht mal ansatzweise bewusst, was ich da wirklich fühlte. Es rauschte einfach extrem durch mich hindurch.
Und ihm ging es ganz genauso, er brachte kaum ein Wort heraus. Das brauchte er auch gar nicht, denn seine Augen sprachen Bände! Damit wir beide erstmal in diesem Moment ankommen konnten, erklärte ich ihm ganz in Ruhe, wie er meine Beine rasieren darf. Er zögerte zwar zuerst, nahm dann aber voller Mut den Rasierschaum und ging völlig selbstverständlich auf die Knie, um meine Beine mit dem Schaum einzureiben. Ihn so unter mir zu sehen und wie er sich bemühte, bloß keinen Fehler zu machen, entfesselte absolut alles in mir.
Das, was vorher nur ganz sanft an der Oberfläche kratzte, war jetzt vollkommen freigesetzt. Es bebte so unbeschreiblich intensiv in mir und ich fühlte mich, als würde alles in mir erwachen. Als würde eine Sehnsucht befriedigt werden, von der ich gar nicht wusste, dass sie existierte. Vielmehr konnte ich aber dieser Sehnsucht nur vorher keinen Namen geben, denn ich spürte es schon lange, dass ich etwas anders ticke…
Die ganze Aktion zog sich über den ganzen Nachmittag hinaus. Er rasierte meine Beine überüberübervorsichtig und verdammt, ich war so glücklich darüber, dass er sich dabei so anstellte. Dass er so viel Angst davor hatte, auch nur den klitzekleinsten Fehler zu machen und wie wichtig es ihm war, dass ich es genießen konnte. Wenn er sich traute, zu mir aufzublicken, sah man es ganz deutlich in seinen Augen, wie viel es mit ihm machte…
Diese Momente haben mich verändert. 🔥
In der Zeit danach suchte ich immer wieder nach Wegen, dieses Gefühl wieder zu erleben und es zogen noch einige Monate ins Land bis ich auf BDSM aufmerksam wurde. Endlich konnte ich alldem einen Namen geben und tiefer abtauchen.
Und so probierte ich alles Mögliche aus, forderte mich selbst heraus und ging meinen Weg auf so viele unterschiedliche Weisen. Aber vor allem zu Beginn zeigte sich in ganz vielen Punkten, was ich nicht will und wie meine Dominanz einfach nicht “funktioniert”. Ich erniedrigte Männer verbal und beschimpfte sie, was aber nur ganz dezent diese Gefühle von damals auslösen konnte. Es gab mir nicht das, was ich suchte.
Dann ging ich darüber hinaus und tauchte in meiner sadistischen Seite ab. Es war ein leichtes für mich, mein Gegenüber alleine nur mit meiner Präsenz zu dominieren und meine Macht zu spüren. Aber diese Leichtigkeit, diese Intensität konnte ich im SM für mich einfach nicht finden – und ich versuchte es immer wieder, weil ich es einfach nicht so ganz wahrhaben konnte.
SM übt auf mich nach wie vor einen gewissen Reiz aus, aber ich finde mich nicht in extremen Praktiken. Und es dauerte auch noch eine ganze Weile bis ich verstand, warum das so ist.
Was sich über die Jahre hinweg immer wieder zeigte: Irgendwelche klassischen Wege funktionieren für mich nicht!
Ich brauche eine gewisse Tiefe zwischen mir und meinem Sub. Ist diese gegeben, kann ich mein Gegenüber alleine nur mit meiner Präsenz heftig dominieren und auf die Knie treiben. Mit absoluter Leichtigkeit als wenn es das Natürlichste auf der Welt für mich ist… Die Gefühle, die ich dabei spüre, kann ich kaum in Worte fassen und ich habe inzwischen aufgehört, es zu versuchen. *g* Genauso wie ich aufgehört habe, mich in klassischen Wegen zu finden.
Für mich ist Dominanz keine bestimmte Praktik. Sie ist ein Teil von mir. Und so wie sich meine Persönlichkeit über die Jahre entwickelt hat, so hat sich auch meine Dominanz mit mir entwickelt. Ich bin durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Und dadurch weiß ich genau, wohin ich will.
Ich fühle mich in einem festen vorgegebenen Rahmen nicht wohl. Meine Dominanz hat keinen Schalter, den ich an- oder ausschalten kann. Sie ist immer präsent. Wenn es mich überkommt, ziehe ich mich nicht erstmal um oder packe die Peitsche aus. Und damit muss man als Sub umgehen können. Nicht nur das. Nur wenige Subs können mich auf genau die richtige Weise berühren, um all das in mir auszulösen…
Es geht hier gar nicht mal darum, dass ein Sub irgendetwas Bestimmtes machen müsste. Es geht vielmehr um die Tiefe zwischen mir und meinem Sub. Denn diese Tiefe ermöglicht eine unbeschreibliche Intensität an Emotionen, die wiederum zu so viel mehr führen können.
Und das kann von außen dann teilweise “sehr harmlos” aussehen. Ein Blick alleine kann so extrem intensiv sein, wie man es sich kaum vorstellen kann. Eine kurze, eigentlich “belanglose” Berührung bei irgendwelchen völlig normalen Tätigkeiten kann die heftigsten Gefühle auslösen, mit denen man in solchen Momenten absolut nicht rechnet. Selbst ein kleiner Gedanke kann zu so viel mehr führen…
Das funktioniert aber nur, wenn beide sich absolut darauf einlassen. Wenn es keinen festen Rahmen gibt. Dafür aber ganz viel Tiefgang und eine Intensität, die man mit Worten nicht mehr erfassen kann.
Dementsprechend heftig kann es dann auch werden, wenn man weitergeht, bestimmte Praktiken noch hinzukommen oder sich einem bestimmten Fetisch hingibt… Das alles löst für sich genommen schon extreme Gefühle aus. Mit diesem Tiefgang und dieser Intensität ist es nochmal ein völlig anderes Level. Und vor allem stehen Dominanz und Devotion weiterhin im Fokus, das Drumherum ist letztendlich “nur” der Ausdruck und ein Katalysator für noch mehr Tiefe.
Ich weiß, dass nicht jeder für diese Tiefe bereit ist. Es hat seine Zeit gedauert, das alles für mich so einordnen zu können und meinen Weg wirklich zu finden. Viele Menschen haben in den letzten Jahren zu mir gesagt, dass ich das Ganze viel zu ernst nehmen würde… Für mich ist das alles aber mehr als nur eine reine Vorliebe. Es gehört zu mir, es ist ein Teil von mir und seitdem ich mich so intensiv auslebe, bin ich wirklich frei und absolut ich selbst.
Inzwischen, nachdem ich mich auf so vielerlei Arten ausprobiert und ausgelebt habe, weiß ich, dass mein Weg sehr speziell und anders ist. Ich habe mein Leben hierauf ausgerichtet und vor allem in den letzten Jahren viele Entscheidungen getroffen, um meine Dominanz so intensiv leben zu können. Das alles ist fester Bestandteil meines Lebens – wenn auch auf völlig andere Weise, als es die meisten denken.
Ich kann mir ein Leben ohne das alles nicht mehr vorstellen und liebe es, immer tiefer abzutauchen, immer mehr Facetten zu entdecken und gefühlt eine Schallmauer nach der anderen zu durchbrechen (selbst dann, wenn man denkt, noch weiter/tiefer könnte es gar nicht mehr gehen…) 🤍
PS: Das Bild ist am Samstag Abend entstanden, nachdem ich mich spontan dafür entschieden habe, meiner püppi einen kleinen Überraschungsbesuch abzustatten. Ohne groß darüber nachzudenken, habe ich mich in mein Auto gesetzt und bin meinem Herzen gefolgt. Und dieser Abend hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen…